
Meerestemperatur steigt
Die deutschen Küstengewässer erleben immer häufiger Rekordtemperaturen, ein Trend, der zwar verlockende Badetage verspricht, aber auch weniger willkommene Konsequenzen mit sich bringt. Im Oktober wurden in der Ostsee ungewöhnlich milde 12,2 Grad Celsius gemessen – ein Plus von 1,3 Grad im Vergleich zum historischen Durchschnitt, laut Daten des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie. Auch die Nordsee verzeichnete überdurchschnittliche Temperaturen.
Diese Erwärmung der Meere, besonders markant in der Ostsee, die traditionell kälter als die Nordsee ist, wird durch den Treibhauseffekt vorangetrieben. Die Ostsee, ein Randmeer mit wenig Austausch mit anderen Meeren, erwärmt sich aufgrund ihrer geografischen Lage noch stärker.
Die höheren Meerestemperaturen führen zu weniger Eisbildung im Winter, was einen Teufelskreis beschleunigt: Weniger Eis bedeutet mehr Erwärmung, was wiederum zu noch weniger Eis führt. Für die maritime Flora und Fauna sind diese Veränderungen fatal. Warmes Wasser nimmt weniger Sauerstoff auf und mischt sich schlecht mit tieferen Schichten, was für Tiere und Pflanzen in tieferen Regionen problematisch ist, da sie nicht einfach ausweichen können.
Die Erwärmung fördert zudem das Algenwachstum, was durch Düngerzufuhr von landwirtschaftlichen Flächen verstärkt wird. Die resultierende Algenblüte verschlechtert die Lichtbedingungen unter Wasser und entzieht dem Meer weiteren Sauerstoff, was die Lebensbedingungen am Meeresgrund beeinträchtigt.
Die Folgen sind gravierend: Großalgen wie der Blasentang, lebenswichtig für das Ökosystem, gehen zurück, und Todeszonen ohne Sauerstoff entstehen. Die Temperaturerhöhung hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Fischpopulationen, beispielsweise auf den Hering, dessen Jungtierüberlebensrate deutlich gesunken ist.
Maßnahmen gegen die Erwärmung sind kurzfristig nicht umzusetzen, da die Auswirkungen einer Reduktion von Treibhausgasen erst nach vielen Jahren spürbar werden. Eine spezifische Maßnahme für die Ostsee wäre, die Düngereinleitung zu verringern, was zur schnelleren Erholung von Flora und Fauna führen und die Bildung von Todeszonen reduzieren könnte. Weniger Nährstoffe im Wasser würden zudem die Tourismusindustrie unterstützen, indem sie die Ansammlung von Algen an Stränden und die Notwendigkeit von Badeverboten verringern.
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