
fünf Monate warten
In Bayern müssen Jugendliche, die in psychischer Not sind, oft fast fünf Monate auf den Beginn einer Therapie warten. Bundesgesundheitsminister Lauterbach hatte zwar bereits im Februar Besserungen in Aussicht gestellt, jedoch ist bislang wenig Fortschritt erkennbar. Besonders betroffen sind junge Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen, wie das Beispiel der 16-jährigen Olivia zeigt, die an Anorexie leidet und lange Zeit keinen Therapieplatz fand. Trotz ihres dringenden Bedarfs an professioneller Hilfe, war die Wartezeit auf einen Platz in einer psychosomatischen Klinik extrem lang.
Professor Ulrich Voderholzer, Chefarzt im Fachzentrum für Psychosomatik & Psychotherapie in der Schön Klinik Roseneck, bestätigt, dass längere Wartezeiten den Zustand der Patienten oft verschlechtern. In seiner Klinik, die auf Essstörungen spezialisiert ist, beträgt die Wartezeit sechs bis zwölf Wochen. In Bayern gibt es keine genauen Zahlen dazu, wie lange die Wartezeiten in Kinder- und Jugendpsychiatrien sind, die einen Versorgungsauftrag haben.
Der Mangel an ambulanten Therapieangeboten und der Personalmangel in Kliniken tragen zu dieser problematischen Situation bei. Die Befragung des Sachverständigenrats Gesundheit 2017 ergab, dass mehr ambulante Angebote die übermäßige Inanspruchnahme von Notfallstationen verringern könnten. Während der Pandemie hat sich die Lage weiter zugespitzt, was Andrea, die Mutter einer Tochter mit einer Angsterkrankung, am eigenen Leib erfahren musste. Sie kontaktierte vergeblich 20 Therapeuten im Umkreis von 60 Kilometern.
Trotz der Ankündigungen von Bundesgesundheitsminister Lauterbach bleiben konkrete Verbesserungen aus. Die Krankenkassen handhaben das Kostenerstattungsverfahren, das schnelleren Zugang zu Therapien ermöglichen könnte, sehr unterschiedlich. Mädchen wie Olivia, die unter Anorexie leiden, müssen oft auf eigene Faust Wege finden, um mit ihrer Krankheit umzugehen, während sie auf professionelle Hilfe warten.
Neueste Kommentare