Kaufhäuser in Gefahr?

Last Updated: Montag, 13.11.2023By Tags: , ,

Der österreichische Immobilieninvestor René Benko hat kürzlich die Kontrolle über seinen Signa-Konzern aufgeben müssen, was auch Auswirkungen auf Galeria Karstadt Kaufhof hat. Infolgedessen steht die Sanierung des Konzerns im Fokus, und dies wirft Fragen bezüglich der Zukunft der Galeria-Häuser und ihrer 12.500 Mitarbeiter auf.

Der langjährige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz, der bereits seit geraumer Zeit die Geschicke der Galeria-Warenhäuser lenkt, ist nun damit beauftragt, den gesamten Signa-Konzern aus seiner wirtschaftlichen Schieflage zu befreien. Unter dem Dach von „Galeria“ hatte René Benko zuvor die ehemaligen Kaufhäuser von Karstadt und Kaufhof zusammengeführt.

Arndt Geiwitz kennt die Situation bei Galeria Karstadt Kaufhof gut, da er die Warenhäuser bereits durch ein zweites Insolvenzverfahren geführt hat. Doch bei der Diskussion über die Auswirkungen der Sanierung des gesamten Signa-Konzerns auf die Kaufhäuser von Galeria erwähnte er die 92 verbleibenden, meist kleineren Galeria-Warenhäuser nicht.

Die Gewerkschaft Verdi fordert daher dringend Klarheit für die 12.500 Beschäftigten in diesen Warenhäusern. Sie hatte gerade vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts einen Tarifvertrag mit zusätzlicher Entlohnung ausgehandelt, die eigentlich Ende November und Ende Januar ausgezahlt werden sollte. Diese Zusatzzahlungen umfassen bis zu 500 Euro, hauptsächlich für unbezahlte Überstunden der letzten Jahre, sowie einen Inflationsausgleich von 400 Euro und einen Einkaufsgutschein im Wert von 100 Euro für Vollzeitbeschäftigte.

Während der Sanierung von Karstadt und Kaufhof erhielt Arndt Geiwitz als Insolvenzverwalter mehrfach staatliche Unterstützung, während die genaue finanzielle Beteiligung von Eigentümer Benko stets unklar blieb. Allein zwischen 2021 und 2022 wurden 680 Millionen Euro an Corona-Hilfen an Karstadt und Kaufhof ausgezahlt. Ein weiterer Antrag auf staatliche Hilfe wurde aufgrund des Ukraine-Kriegs und der Inflation gestellt, wurde jedoch abgelehnt, was zu einem erneuten Insolvenzantrag führte. Dies stellt eine Bedrohung von rund 500 Millionen Euro an unbesicherten Krediten dar, die der Staat und damit der deutsche Steuerzahler verlieren könnten.

Bereits im Jahr 2020 kam es während des Corona-Lockdowns zur ersten Insolvenz in Eigenverwaltung, bei der Gläubiger dem Unternehmen Schulden in Höhe von zwei Milliarden Euro erlassen mussten. Damals wurde auch der Sanierungstarifvertrag der Beschäftigten gekündigt, und zahlreiche Filialen wurden geschlossen. Das Ende der Sanierung ist noch immer nicht in Sicht, und es ist unklar, wie viele Filialen letztendlich überleben werden.

Es ist klar, dass Managementfehler in den vergangenen Jahren die Führung der Kaufhäuser von Karstadt und Kaufhof geprägt haben. Es fehlte an Attraktivität für die Kunden in Bezug auf Präsentation und Beratung, und der Trend zum E-Commerce wurde vernachlässigt. Dies führte zu dramatischen Umsatzrückgängen, die nicht erst seit der Corona-Krise und den Herausforderungen durch den Ukraine-Krieg und die hohe Inflation auftraten. Bereits zuvor war der Umsatz der Warenhäuser stark rückläufig, ebenso wie ihr Anteil am schrumpfenden Einzelhandel.

Das traditionelle Warenhauskonzept, das vor Jahrzehnten gut funktionierte, steht heute in Frage. Der Online-Handel hat den stationären Handel in diesem Bereich besonders stark verdrängt, und viele große „Shopping-Malls“ in den USA, die mehrere Einzelgeschäfte in einem großen Einkaufszentrum vereinten, haben aufgrund des Online-Handels bereits aufgegeben und wurden geschlossen. Die alten Galeria-Häuser spielen immer noch eine wichtige Rolle in vielen deutschen Innenstädten und beeinflussen den Umsatz der umliegenden Geschäfte maßgeblich. Wenn ein solches Kaufhaus schließen muss, hat dies oft gravierende Folgen für die umliegenden Läden und kann zur Verödung der Innenstadt führen.

In Anbetracht dieser Herausforderungen hat der Handelsverband Deutschland (HDE) wiederholt die Forderung nach weiteren staatlichen Hilfen für Galeria Karstadt Kaufhof unterstützt, da diese Kaufhäuser eine wichtige Funktion für die Städte erfüllen, die über den Einzelhandel hinausgeht. Es ist eine wichtige Überlegung, wie Weihnachtseinkäufe ohne diese großen Kaufhäuser aussehen würden.

Der Handelsverband äußert auch ernsthafte Bedenken hinsichtlich der bevorstehenden Weihnachtszeit, da die Verbraucherstimmung laut dem Konsumbarometer des Verbandes zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts Anfang November auf den niedrigsten Stand in den letzten sechs Monaten gefallen ist. Konjunktursorgen könnten die vorweihnachtliche Kauflaune beeinträchtigen.

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